7 grosse Mythen und Missverständnisse über Bulimie

Mit diesem Artikel möchte ich etwas Licht in das Dunkel der Missverständnisse und Mythen über Bulimie bringen und denjenigen, die darunter leiden, helfen, die Krankheit besser zu verstehen und letztendlich einen Weg aus der Bulimie zu finden.

In diesem Artikel teile ich meine eigenen Erfahrungen mit fast 20 Jahren Bulimie mit dir, kombiniert mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Damit möchte ich dir ein umfassenderes Verständnis über diese komplexe Erkrankung ermöglichen.

Es ist mir ein Anliegen, dass jeder erkennt: Bulimie ist mehr als nur ein Problem mit dem Essen; es handelt sich um eine ernsthafte psychische Erkrankung, die jederzeit und bei jedem auftreten kann.


Die tiefgreifenden Missverständnisse über Bulimie

Bulimie, auch bekannt als Bulimia nervosa oder Ess-Brech-Sucht, ist eine schwerwiegende, potenziell lebensbedrohliche Essstörung, die durch eine Kombination aus Fressanfällen und anschliessenden ungesunden Methoden zur Verhinderung von Gewichtszunahme gekennzeichnet ist. Dies kann Kotzen, übermäßiges Training, Fasten, den Missbrauch von Abführmitteln oder Diuretika uvm. umfassen. 

Bulimie ist jedoch viel komplexer und vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheint. Die Krankheit ist tief verwurzelt in emotionalen und psychischen Abhängigkeiten und kann jeden betreffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozioökonomischem Hintergrund (hier erfährst mehr über die Ursachen von Bulimie).

Im Folgenden findest du einige der häufigsten Mythen über Bulimie.


Mythos 1: Man kann einfach aufhören

Oft glauben Personen aus dem eigenen Umfeld, dass die Probleme mit dem Essen ganz einfach behoben werden können. Entsprechend fallen dann auch die Aussagen an Betroffene aus. Kommentare wie “Iss doch einfach wieder normal.” oder “Hör halt mit dem Kotzen auf.” oder “Bei solchen Unmengen musst man sich ja übergeben, hör doch einfach damit auf.” bewirken genau das Gegenteil, auch wenn sie gut gemeint sind. Menschen mit Bulimie fühlen sich dadurch noch weniger verstanden, noch mehr unter Druck gesetzt und minderwertig.

Bulimie ist eine Suchterkrankung, vergleichbar mit Alkoholikern oder Drogenabhängigen. Die Ursachen sind vielschichtig und komplex und liegen oft sehr tief. Eine Sucht lässt sich nicht einfach abschalten, wenn die Ursachen nicht gelöst werden.


Mythos 2: Der Bulimie-Stereotyp

Eines der größten Missverständnisse über Bulimie ist, dass sie nur junge Frauen und Mädchen betrifft. In Wirklichkeit ist Bulimie eine Krankheit, die Männer und Frauen aller Altersgruppen und sozialer Schichten umfasst. 

Die Lebenszeitprävalenz (die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Krankheit im Laufe seines Lebens bekommt) von Bulimia nervosa liegt bei etwa 1,5 % für Frauen und 0,5 % für Männer, was bedeutet, dass Millionen von Menschen betroffen sind (Quelle: Britannica). 

Es ist wichtig, dieses Missverständnis zu korrigieren, damit Menschen, die nicht in das stereotype Bild passen, sich nicht ausgeschlossen fühlen und sich trauen, Hilfe zu suchen.


Mythos 3: Bulimie ist leicht zu erkennen

Ein weiteres verbreitetes Missverständnis ist, dass Bulimie leicht zu erkennen sei. 

Im Gegensatz zu Magersucht (Anorexie), haben die meisten Menschen mit Bulimie ein normales Gewicht, was die äusserliche Diagnose erschwert. 

Zudem können viele Betroffene ihre Bulimie-Erkrankung im Alltag extrem gut verstecken, bauen Lügengeschichten auf, erfinden ständig neue Ausreden etc., weshalb selbst Freunde, Familienangehörige und Bekannte oft gar nicht ahnen, dass man in dieser Abhängigkeit gefangen ist und wie sehr man darunter leidet.


Mythos 4: Bulimie ist weniger gefährlich als Anorexie

Oft wird angenommen, dass Bulimie weniger ernst sei als Anorexie. Diese Annahme ist jedoch falsch. Bulimie kann schwerwiegende körperliche und psychische Folgen haben, wie zum Beispiel Elektrolytungleichgewichte, Dehydratation, Schäden an Rachen, Magen und Zähnen sowie ein erhöhtes Suizidrisiko. 

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich bestätigen, dass vor allem die psychische Belastung durch das geheim halten und verstecken der Bulimie enorm sein kann.


Mythos 5: Bei Bulimie dreht sich alles nur ums Essen

Als ich selbst in der Bulimie gefangen war, habe ich unglaubliche Mengen an Nahrung zu mir genommen. Manchmal habe ich in einer einzigen Nacht mehr gegessen, als eine fünfköpfige Familie in einer Woche verzehrt.

Doch es geht bei der Bulimie in erster Linie gar nicht ums Essen, auch wenn das vordergründig so aussehen mag.

In Wirklichkeit ist Bulimie ein Symptom für viel tiefer liegende emotionale und psychische Themen, die den Alltag der Betroffenen über die Jahre immer mehr beherrschen und einschränken.

Dieses Zwangsverhalten kann mit extremen Wertvorstellungen oder Vergleichen und Bewertungen bezüglich Körperform oder Gewicht beginnen, was wiederum zu Nahrungsmittelrestriktionen, stark kontrollierter Nahrungsaufnahme oder Diäten als Vorläufer zu unglaublicher Macht und einem massivem Ausmass der Essstörung führen kann. 

In meiner Zeit mit Bulimie ging es vor allem um ein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit, darum, Gefühle nicht fühlen zu müssen, Wahrnehmungen sowie Druck und Erwartungen mit dem Kotzen wegzudrücken - und gar nicht so sehr um das Essen selbst. Es war bestenfalls eine kurzzeitige Genugtuung für all meine selbst auferlegten Verbote. 


Mythos 6: Essstörungen sind keine Krankheiten

Ein weiterer Irrglaube ist, dass Essstörungen keine ernsthaften Krankheiten sind. Das Gegenteil ist der Fall.

Essstörungen, einschliesslich Bulimie, sind ernsthafte Erkrankungen, die sowohl physische als auch psychische, medizinische und emotionale Aspekte umfassen und eine umfassende Behandlung erfordern.


Mythos 7: Essstörungen treten vor allem bei jungen Menschen auf

Viele Personen glauben fälschlicherweise, dass Essstörungen vor allem ein Problem von jungen Menschen sind. Doch Bulimie kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, auch bei Personen in ihren 30ern, 40ern und darüber hinaus, beziehungsweise sie “fangen” früh damit an und tragen die Bulimie als bestgehütetes Geheimnis oft über Jahrzehnte mit sich herum, bis sie sich Hilfe holen und den Weg zurück ins Leben in Angriff nehmen.





Meine persönliche Erfahrung mit Bulimie

Als jemand, der selbst jahrzehntelang in der Bulimie gefangen war, kenne ich die Belastungen, Einschränkungen und Herausforderungen, die mit dieser Erkrankung einhergehen, nur allzu gut. 

Meine eigene Erkrankung begann in meiner Jugend und wurde durch eine traumatische Erfahrung – eine Vergewaltigung – ausgelöst. Dieses schreckliche Erlebnis in Kombination mit einem tiefen Gefühl der Unzulänglichkeit und dem Zwang, wieder die Kontrolle über meinen Körper haben zu müssen, führte mich zuerst ganz unbewusst auf den Pfad der Bulimie.

Die Essstörung war für mich mehr als nur ein Problem mit dem Essen. Sie war ein Bewältigungsmechanismus für diese viel tiefer liegenden emotionalen Themen. Es war ein unglaublich belastender Kampf, der sich über viele Jahre hinzog und mich physisch wie auch psychisch von Jahr zu Jahr mehr erschöpfte. 

Ich erlebte Phasen intensiver Scham und unglaublich schwere Schuldgefühle, gepaart mit dem verzweifelten Wunsch, meine Essgewohnheiten und mein Körperbild zu kontrollieren und alles in den Griff zu bekommen. Je mehr ich mich gegen die Bulimie und alles, was drumherum dazu gehörte, wehrte, umso schlimmer wurde es. Ich war fast 20 Jahre in diesem mein Leben in fast allen Bereichen beherrschenden Teufelskreis gefangen.

Meine ganze Geschichte findest du hier.


Der Weg in die Freiheit

Die Genesung von Bulimie ist ein Prozess, der Zeit, Geduld sowie professionelle Hilfe und Unterstützung erfordert. 

In meinem Fall war der erste Schritt zur Genesung die Anerkennung, dass ich ein Problem hatte, dass ich es alleine nicht schaffte frei zu werden und externe Hilfe benötigte. Nach vielen gescheiterten Therapieversuchen fand ich irgendwann endlich eine Therapeutin, bei der ich das Gefühl hatte, dass ich verstanden werde.

Diese Erkenntnis und die darauf folgende Entscheidung, Hilfe anzunehmen, war für mich ein wichtiger Wendepunkt auf dem Weg, gesund zu werden. Nun hatte ich einen Ort, einen geschützten Raum und eine Person, mit der ich über meine Ängste, Unsicherheiten und den Druck, den ich fühlte, offen sprechen konnte. Durch diese Gespräche begann ich, meine Gedanken- und Verhaltensmuster mehr und mehr zu durchleuchten und zu verstehen und konnte sie damit Schritt für Schritt verändern. 

Es war ein langsamer Prozess, ein langer Weg, der mich Schritt für Schritt in die richtige Richtung und letztendlich gänzlich aus der Bulimie heraus führte. Zurück in ein erfülltes, glückliches, genussvolles und vor allem selbstbestimmtes Leben!


Die Bedeutung von Aufklärung und Prävention

Die Aufklärung über Bulimie ist entscheidend, um das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen und Mythen zu widerlegen. Es ist wichtig, dass sich Menschen, die mit Essstörungen kämpfen, nicht stigmatisiert fühlen, sondern dazu ermutigt werden, sich Hilfe zu suchen. 

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, eine Krankheit wie Bulimie ganz alleine zu überwinden, ist nur sehr schwer möglich und braucht enormen Willen, grosses Wissen und ganz viel Ehrlichkeit und Selbstreflexion, was in einer Suchtthematik sehr schwer ist.

Prävention ist insbesondere bei jungen Menschen und auch Eltern von kleinen Kindern wichtig. Wir dürfen mehr über gesunde Körperbilder, eine entspannte, wohlwollende und wertschätzende Atmosphäre am Familientisch und Selbstakzeptanz sprechen und die Auswirkungen von unrealistischen Schönheitsidealen in den Medien als Fake erkennen – aber auch Essstörungen an sich entstigmatisieren und einfach mehr, offen und direkt darüber sprechen.


Der Weg aus der Bulimie

Bulimie ist eine schwerwiegende Erkrankung. Genesung ist aber auch nach vielen Jahren in der Abhängigkeit möglich. 

Es erfordert Mut, sich der eigenen Verletzlichkeit zu stellen und um Hilfe zu bitten. Aber genau das zu tun ist ein erster wichtiger und ganz entscheidender Schritt auf dem Weg zurück in ein freies Leben. Ich möchte jeden, der von Bulimie betroffen ist, ermutigen, diesen Schritt zu wagen.

Du bist nicht alleine, es lohnt sich auf jeden Fall und es gibt Hoffnung.

Die Reise kann lang und herausfordernd sein, aber sie ist es wert und beschenkt dich mit einem freien, ehrlichen und authentischen Leben.

Wenn du betroffen bist und jemanden suchst, der dir dich wirklich versteht, der weiss, wie du dich fühlst und wie der Weg aus der Bulimie funktioniert, dann buche dir jetzt einen Termin für dein einmalig kostenloses Freiheitsgespräch:


Von Herzen alles Liebe


Video: MYTHOS BULIMIE - Irrglauben, Lügen und was niemand dir sagt

Kundenstimmen

Renate, 27 Jahre Bulimie

Selbständige Pflegefachfrau

“Vor einigen Wochen wurde mir klar wie akut es ist, aus der Bulimie auszusteigen. Das Interview mit Andrea hat mich sehr berührt und für mich war sofort klar: Diese Frau kann mir helfen. “

Herausforderung

War fast 28 Jahre in der Bulimie gefangen. Konnte noch nie mit jemandem darüber reden.

Ziel

Wollte ein normales Verhältnis zum Essen zurückgewinnen und war bereit, all die Themen anzugehen, die ich bisher verdrängt habe.

Ergebnis

Spüre jetzt schon nach einigen Wochen in der Begleitung viel Veränderung. Bin mutiger, ich weiss, dass es richtig ist, mir und meiner Intuition zu folgen.


Tags

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