Bulimie: Was kann ich als Angehörige*r tun?

Hast du eine Tochter, die unter einer Essstörung leidet? Bist du Partner*in, Freund*in von einer Frau, die in der Bulimie gefangen ist? Oder bist du sonst in irgendeiner Weise mit jemandem verbunden, der in der Bulimie steckt? Vielleicht als Arbeitgeber*in, Lehrer*in etc.? Dann bist du hier genau richtig!

Ich kann dich so gut verstehen, wenn du dich hilflos oder ohnmächtig fühlst und keine Ahnung hast, wie du damit umgehen sollst, wie du am besten helfen oder die betroffene Person unterstützen kannst. Insbesondere dann, wenn du mit dieser Person zusammenlebst. In vielen Fällen entsteht in diesen Konstellationen über die Jahre schleichend und lange unerkannt eine Co-Abhängigkeit.  Die Sucht gewinnt oberhand und beherrscht mehr und mehr auch das Leben der nahestehenden Menschen. 

Fast täglich erreichen mich Nachrichten von Angehörigen, die mir ganz besorgt und verzweifelt schreiben, dass sie sich riesige Sorgen um jemanden machen, der in eine Essstörung gerutscht oder schon seit Jahren darin gefangen ist. „Andrea, was kann ich tun? Ich weiss nicht mehr weiter. Egal, was ich tue oder sage - es ist immer das Falsche.” Die Bulimie beherrscht nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern immer mehr auch das der Angehörigen!

In diesem Blogartikel erfährst du, wie du als Angehörige*r von Bulimie betroffene Menschen richtig unterstützt! Du lernst aber auch, wie und wo du sie nicht unterstützen kannst und sollst. 

Übrigens bekommst du in meiner Sprechstunde speziell für Angehörige alle Antworten auf deine ganz persönlichen Fragen und Herausforderungen als Angehörige*r und einen geschützten Raum deine Ängste, Ohnmächte, Erfahrungen und Sorgen zu teilen.


Anzeichen für Bulimie: Wie erkenne ich Bulimie bei anderen?

Das Heimtückische und gleichzeitig extrem Gefährliche an dieser Essstörung ist: Die Bulimie bleibt oft sehr lange unbemerkt. Betroffene sind perfekt darin, alles rund um die Bulimie zu verstecken und geheim zu halten. Von Aussen ist eine Erkrankung kaum zu erkennen. Hinter diesem unglaublich belastenden Alltag, den die Betroffenen führen, versteckt sich unendlich viel Tragik, Leid, Angst und Ohnmacht.

Die Betroffenen führen meist ein Doppelleben: Im Aussen: Alles in Ordnung und scheinbar das perfekte Leben, das sich jeder wünscht. 

Im Innen: Tiefste Einsamkeit, totale Leere und ganz viel Schuld und Scham. Die Bulimie ist wie ein Versteckspiel und Geheimhalten auf ganz vielen verschiedenen Ebenen und in fast allen Lebensbereichen. Ein Leben welches immer mehr zu  einem Lügenkonstrukt wird. Wie ein Kartenhaus des Perfektionismus, welches jederzeit zusammenbrechen könnte. Du kannst mit diesem Bild vielleicht  erahnen, unter welch immensem Druck die Betroffenen tagtäglich stehen.

Ich habe schon Frauen begleiten, die erst nach 10 oder gar 15 Jahren Ehe und Zusammenwohnen dem Partner mitgeteilt haben, dass sie in der Bulimie gefangen ist. Der Partner hatte es bis dahin nicht bemerkt, weil sie es so gut in ihrem Kartenhaus aus Lügen versteckt hat. Das kommt nicht selten vor, auch bei  besten Freundinnen oder sogar bei den eigenen Kindern.

Betroffene mit Bulimie  funktionieren in der Schule und auf der Arbeit perfekt, meistern ihren Alltag, erbringen die erbrachten Leistungen - und solange alles nach ihrem strikten Plan läuft, sind sie happy und schaffen es immer wieder aufkommende Fragen oder Zweifel mit Lügen und Ausreden im Keim zu ersticken. 

Bei Magersucht ist es einfacher zu erkennen: Wenn jemand innerhalb kurzer Zeit unnatürlich viel Gewicht verliert, kann das auf die Essstörung Magersucht hinweisen und wird im Aussen klar sichtbar. 

Es gibt jedoch auch bei der Bulimie ein paar kleine Anzeichen im Aussen, die früher oder später an die Oberfläche kommen, woran du als Angehörige*r erkennen kannst, ob jemand eventuell in der Bulimie gefangen ist. Dazu braucht es einen ganz genauen Blick, weil sie, wie schon geschrieben, unglaublich gut zu verstecken versuchen. Dieses Verstecken und Lügen ist Teil der Krankheit und Sucht. 

Nachfolgend habe ich dir ein paar mögliche Anzeichen für Bulimie zusammengetragen:

  • Häufiger Gang zur Toilette nach dem Essen. Oft getarnt mit Ausreden wie „Ich habe heute so viel getrunken, ich muss schon wieder.” Sie erklären alles ganz genau, warum sie es machen, damit ja niemand auf die Idee kommen würde, dass sie nach dem Essen alles wieder auskotzen würden. Wenn das immer öfters und auffallend mehr vorkommt, könnte das ein ernstzunehmender Hinweis sein.

  • Das Verschwinden von grossen Mengen an Essen zu Hause. Es wird versucht, es möglichst geheim zu halten oder auch mit verschiedenen kreativen Ausreden erklärt, um es zu vertuschen. „Das brauche ich für die Schule/für meine Mitarbeiter” kommt z.B. häufig vor. Werde hier achtsam und schau genau hin!

  • Lügengeschichten und Erklärungen, warum sie etwas essen: „Ich hab heute noch nichts gegessen.”, Ich mache so viel Sport.” oder „Ich hab halt einen guten Stoffwechsel.” sind ganz typische Ausreden, die sich plötzlich mehren. Da solltest du hellhörig werden. 

  • Schwarz-Weiss-Essverhalten: Phasen, in denen sich jemand total übertrieben "gesund" ernährt - zB nur Salat ohne Dressing, Gemüse, Rohkost etc. (natürlich ohne ein Stück Brot dazu) und möglichst alles fett- und zuckerfrei. Und dann wieder Phasen mit dem puren Gegenteil, in denen sie Unmengen an Pizza, Pasta, Brot etc. essen. Das sind klare Anzeichen von Dysbalancen und auch hier darfst du hinschauen und achtsam sein.

  • Mahlzeiten mit der Familie oder dem Team werden immer mehr vermieden. Gemeinsame Mahlzeiten, sei das zu Hause am Familientisch oder auch auswärtige Essen werden mehr und mehr gemieden und durch immer neue Ausreden und Lügengeschichten umgangen.

Bulimie verstehen: So fühlt es sich an und das können mögliche Auslöser sein.

Ohne ausreichendes Wissen und Verständnis für das unglaublich belastende und beherrschende Zwangsverhalten und all die Dynamiken, die hinter der Bulimie versteckt sind, besteht die Gefahr, dass Angehörige mit der Zeit in eine gefährliche Co-Abhängigkeit rutschen können

Dies bedeutet zum Beispiel, dass sie bestimmte Verhaltensweisen und Dynamiken im Umgang mit den Betroffenen unbewusst unterstützen oder gar fördern und somit mithelfen, die Bulimie und das ganze Lügenkonstrukt rundherum aufrechterhalten. Es kann sogar so weit gehen, dass sie mit in gewisse zwanghafte Abläufe involviert sein können, ohne es zu realisieren. Es ist wichtig, dass du als Angehörige*r möglichst die ganze Tragik und Ohnmacht hinter der Bulimie verstehst, um einfühlsam helfen und dich abgrenzen zu können.  

Deshalb gehe ich an dieser Stelle näher auf die Krankheit ein und ich erzähle dir, wie es so ist den Alltag mit Bulimie zu leben und wie es sich anfühlt, in der Bulimie festzustecken, denn auch ich war fast 20 Jahre darin gefangen.

Bulimie ist eine ernstzunehmende Essstörung, die zu den Suchterkrankungen zählt. Die Betroffenen sind in einem belastenden Teufelskreis aus ständigen Essanfällen und anschliessendem Erbrechen oder anderen Massnahmen zur Regulierung (wie z.B. Abführmittel, hungern oder exzessiver Sport) gefangen. Mit gefangen meine ich tatsächlich gefangen - mental, körperlich und energetisch. Denn 90% der Gedanken drehen sich bei einem Betroffenen jeden Tag vor allem um Essen, Kotzen, Einkaufen, Kontrolle, erlaubte und verbotene Lebensmittel uvm. Diese Gedanken beherrschen und beeinflussen ihren Alltag so sehr, dass sie ihnen mit der Zeit jeglichen Genuss und die Lust am Essen und am Leben nehmen. 

Jetzt stellst du dir vielleicht die Frage, warum man das macht und wie man überhaupt in diesen Teufelskreislauf rein kommt? 

Bulimie ist eine Krankheit, die schleichend entsteht. Oft rutscht man rein, ohne selbst zu erkennen, dass es ungesund und schädigend ist. Am Anfang funktioniert es „noch richtig gut”, doch irgendwann wendet sich das Blatt und es wird zu einer zwanghaften Sucht, die mehr und mehr das Leben beherrscht, beeinflusst und einschränkt und man es nicht mehr alleine raus schafft. 

Das grösste Problem bei der Bulimie ist, dass sich Betroffene immer mehr von ihrem eigenen Körper und den natürlichen Bedürfnissen und Wünschen entfernen. So spüren sie oft gar nicht mehr, wann sie wirklich Hunger haben oder was ihr Körper sich wünschen oder brauchen würde. Sie verbieten sich zu essen und hungern, bis sie nur noch alles Mögliche in sich reinstopfen können, kurz bevor sie zusammenbrechen vor lauter Heisshunger. Sie haben sich ein extrem strenges Regelkonstrukt in ihrem Kopferschaffen und kommen aus diesem Teufelskreislauf nicht mehr raus, auch wenn sie es wollen würden, weil es eine Abhängigkeit ist. So oft sagen sie sich: „Heute ist es das letzte Mal!” um sich dann am nächsten Tag doch wieder im Supermarkt und über der Kloschüssel wieder zu finden.

Das strikte Fasten und dann so viel wie möglich Essen reinstopfen schenkt den Betroffenen für eine ganz kurze Zeit das Gefühl von Macht und Kontrolle und ist paradoxerweise gleichzeitig ein absoluter Kontrollverlust und ein unglaublich erleichterndes Gefühl von Loslassen und leicht sein. Sie haben einen enorm hohen Leistungsanspruch an sich selbst, setzen sich total unter Druck und erwarten absolute Perfektion in allem was sie tun.


Wie kannst du als Angehörige*r helfen? Meine 5 Tipps.

Es kann total überfordernd sein und Angst machen, zuzusehen, wie jemand, den du liebst, unter Bulimie leidet. Manchmal hat man das Gefühl, völlig machtlos zu sein und einfach nur zusehen zu müssen - doch du kannst immer etwas tun, um die betroffene Person zu unterstützen oder ihr zur Seite zu stehen. 

Nachfolgend findest du 5 Tipps, was du tun kannst, um als nahestehende Person (z. B. als Partner*in, Freund*in, Elternteil oder Verwandte*r) eine von Bulimie betroffene Person zu unterstützen.

  1. Frage nach den Gefühlen und höre ehrlich zu. Zeige Verständnis, Akzeptanz und ehrliches Interesse, wie es der Person wirklich geht. Gib der Person genügend Zeit und einen vertraulichen Raum, sich zu öffnen. Das erfordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl von dir, doch es ist wichtig, dass du beständig bleibst und der Person immer wieder versicherst, dass du für sie da bist, wenn sie reden möchte. Wenn man in der Bulimie steckt, kämpft man innerlich mit sich selbst, setzt sich selbst total unter Druck und denkt genug oft, dass einem sowieso niemand versteht und man ein richtiges Alien ist. Deshalb kann es schon so hilfreich und wertvoll sein, zu wissen, dass jemand da ist, zuhört und bedingungslose Liebe schenkt. 

    Scheue dich nicht davor, Unausgesprochenes anzusprechen. Es ist aus meiner Sicht notwendig, die Themen ganz direkt in einer liebevollen Art und Weise anzusprechen, ohne Vorwürfe zu machen, ohne Bewertung oder in ein Kontrollieren und übertriebenes Sorgen zu fallen. Einer der wichtigsten Punktet bei der Bulimie ist, als Angehörige*r vollkommen ehrlich und authentisch zu sein und auf keinen Fall bei diesem Lügenkonstrukt und dem Versteckenspielen mitzumachen. Zusätzlicher Perfektionismus und ein Schauspiel, dass alles in Ordnung zu sein scheint, würde den Druck und das Aurechterhalten der Krankheit nur noch verstärken. 
  1. Vermeide es, zu kontrollieren. Es hilft nichts, ständig nach dem Essverhalten oder den Fortschritten zu fragen oder zu kontrollieren, ob die betroffene Person wieder zu viel gegessen und gekotzt hat. Das verstärkt nur den Druck auf die Betroffenen, den sie ohnehin schon enorm in sich haben und gibt ihnen das Gefühl, überwacht zu werden. Sie werden alles noch mehr verheimlichen und verstecken. Frage nicht: „Was und wie viel hast du heute schon gegessen? Hast du schon wieder Hunger? Was machst du da? Hast du wieder gekotzt?“ Frage stattdessen: „Wie geht es dir heute? Wie fühlst du dich?“ 

    Es wäre aus meiner Sicht destruktiv, die Person mit Bulimie mit Samthandschuhen anzufassen. Auch ständig in der Küche zu sein und ganz genau hinzusehen, wenn sie isst oder als Elternteil das Zimmer oder das Handy des Kindes zu kontrollieren ist absolut kontraproduktiv. Das bewirkt am Ende genau das Gegenteil und die Person verschliesst sich immer mehr und isoliert sich dadurch auch noch von ihren nahestehendsten Menschen. 

    Stell dir gerne folgende Fragen: Wo schränke ich ein? Wo halte ich fest? Wo kontrolliere ich noch? Wo agiere ich aus schlechtem Gewissen heraus? Wo bin ich nicht ehrlich und authentisch? Wo setze ich unter Druck? Wo habe ich Erwartungen?

    Statt zu kontrollieren, versuche so gut es geht der betroffenen Person zu vertrauen. Vertrauen heilt, Kontrolle entfernt euch noch weiter voneinander. 
  1. Lebe dein eigenes Leben weiter. Ich weiss, es ist unfassbar schwer als nahestehende Person mit anzusehen, wenn jemand, den du liebst, unter einer Sucht leidet. Dennoch (und eben genau deswegen) ist es extrem wichtig, bei dir selbst zu bleiben. Stelle dich wieder in den Vordergrund und achte gut darauf, was deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche sind. Selbstfürsorge ist das allerwichtigste, als Angehörige*r von einer Person, die in der Bulimie gefangen ist.

    Viele Angehörige, mit denen ich spreche, erzählen mir davon, wie viele Stunden sie sich täglich (zum Teil auch nur in Gedanken) um die Betroffenen sorgen und selbst in irgendeiner Form mit der Sucht beschäftigt sind. Es beeinträchtigt auch ihr Leben und zieht sie mehr und mehr mit rein in einen Strudel aus Kontrolle, Verstecken und Druck. Sie fürchten sich davor, sich abzugrenzen, denn sie denken, dass es dann noch schlimmer wird und sie die Person im Stich lassen würden. 

    Doch weisst du was? Du darfst und sollst dein Leben weiterleben und du darfst Grenzen setzen! Es ist sogar überlebensnotwendig für dich! Auf dich zu achten ist unglaublich wichtig für euch beide und auf keinen Fall egoistisch. Höre auf, dein Leben der Sucht und allem Drumherum unterzuordnen. Die Sucht hat bereits einen Menschen im Griff. Lass es nicht zu, dass die Krankheit auch noch dein Leben beherrscht! Das hilft niemanden von euch!! Die Betroffenen sind am Ende des Tages für ihr Leben zu 100% selbst verantwortlich. Dass du dir genau das immer wieder bewusst machst, ist mit Sicherheit der wichtigste Tipp, den ich dir mitgeben kann. 

    Trotz all der Schwere und den Einschränkungen, die ein Zusammenleben oder Zusammenarbeiten mit einer von Bulimie betroffenen Person mit sich bringen, darfst und sollst du dein Leben geniessen. 

    Wenn es dir noch schwer fällt, wichtige Grenzen zu setzen, dann komm gerne in die nächste Angehörigen-Sprechstunde. Dort hast du Raum für all deine Fragen und Sorgen und kannst dich mit anderen Angehörigen austauschen. Du bist nicht allein!
  1. Konzentriere dich auf die Stärken und die Persönlichkeit – nicht auf die Krankheit. Du kannst der betroffenen Person am besten helfen, indem du sie  daran erinnerst, wer sie ausserhalb der Bulimie ist. Sie ist nicht die Bulimie! Fokussiere dich viel mehr auf ihre Stärken, ihre grossartigen Talente, ihre Interessen, ihr Sein und ihr wundervolles Wesen – nicht auf die Krankheit. So schenkst du ihr immer wieder Raum, sich nicht nur mit der Krankheit zu identifizieren, sondern zu erkennen, wie viel mehr sie ausserhalb der Sucht ist. Für die Betroffenen liegt der Fokus ohnehin ständig (circa 90% vom Alltag) beim Thema Essen und allem, was mit der  Essstörung in Zusammenhang steht. 

    Beginne also damit, deinen Fokus von der Krankheit zu lösen. Ich weiss,  in einem ersten Impuls wollen wir ganz oft helfen und möglichst viel nachfragen, wissen und verstehen. Stattdessen sei doch du der sichere Ort, wo sie eine Pause von der Krankheit haben kann. Unternehmt gemeinsam lustige Dinge und schöne Ausflüge, die richtig viel Spass machen, die euch zum Lachen bringen und lebendig sein lassen – komplett unabhängig von der Krankheit. 
  1. Holt euch professionelle Hilfe. Bulimie ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung aus der man als Betroffene meistens ohne professionelle Unterstützung sehr schwer oder gar nicht rauskommt. Genauso wichtig ist es aber für Angehörige sich professionelle Unterstützung und Aufklärungsquellen zu suchen. Du musst das nicht alleine schaffen. Woher sollst du auch wissen, wie du helfen kannst? 

    Die Bulimie ist leider noch immer ein totales Tabuthema in unserer Gesellschaft und es wird noch viel zu wenig darüber gesprochen oder aufgeklärt, obwohl es so viele Menschen jeglichen Alters, Geschlechts und Ausbildungsniveaus betrifft. Damit auch Angehörige ein richtig freies, glückliches und erfülltes Leben leben können, gebe ich regelmässige Sprechstunden für Angehörige, wo sie den Raum bekommen ihre Fragen zu stellen, mehr Verständnis bekommen über dieses unglaublich belastende Zwangsverhalten und sich mit anderen Angehörigen, die in ähnlichen Situationen stecken, auszutauschen. 

    Als Angehörige*r fühlt man sich manchmal genauso alleine und ohnmächtig wie diejenigen, die in der Bulimie stecken. Auch eine therapeutische Begleitung für Angehörige kann je nach Schwere der Belastung und Beeinflussung durch die Abhängigkeit in Bezug auf die betroffene Person sehr hilfreich sein.

    Du kannst die betroffene Person mit viel Feingefühl und in Ich-Sprache ermutigen, sich Hilfe zu holen oder zumindest deine Unterstützung bei der Suche nach jemandem, der ihr professionell helfen kann, anbieten. Schicke ihr gerne meine Website weiter oder erzähle ihr von dem kostenlosen Freiheitsgespräch, das ich anbiete, um ganz erwartungsfrei zu schauen, wo sie steht und wie ich ihr helfen könnte. Es findet ausserdem bald wieder mein Seminar „Raus aus der Bulimie” statt, welches vielleicht jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. 

    Sei geduldig, wenn die Person nicht direkt deine Hilfe annehmen möchte, oder sogar leugnet, Hilfe zu brauchen. Es braucht sehr sehr viel Mut, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht und es nicht mehr alleine schafft. Nimm es nicht persönlich und lass der betroffenen Person Zeit! Nimm allen Druck raus, dass etwas sofort sein müsste.


Mein Kind hat Bulimie – Was kann ich als Elternteil tun?

Leider bekomme ich ganz viele Nachrichten von besorgten Müttern, die mir erzählen, dass ihre junge Tochter an Magersucht oder Bulimie leidet und trotz Klinikaufenthalten etc. nicht aus der Krankheit rauskommt. Das bricht mir als Mutter von 3 Töchtern jedes Mal das Herz. Es ist unfassbar zu sehen, wie diese Menschen schon in so jungen Jahren durch Diätwahn, Erwartungen und verzerrten Körperbild in einer Essstörung landen und unter einem enormen Druck in dieser Sucht leben. 

Ich bin gleichzeitig auch so froh und extrem  stolz auf alle Eltern, die sich bei mir melden. Denn es gibt noch immer dieses unausgesprochene Tabu, ein „krankes Kind“ zu haben, das viele davon abhält, sich überhaupt bei jemandem zu melden. Man möchte nicht darüber reden, man schämt sich vielleicht dafür. Eltern fühlen sich schuldig, meinen etwas falsch gemacht zu haben. Es ist leichter, so zu tun, als wäre zuhause alles in Ordnung und zu hoffen, dass niemand mitbekommt, was hinter verschlossenen Türen passiert. 

Oft sind die Wurzeln einer Essstörung an verschiedenen Orten in der Gesellschaft  zu finden. Bewertungen und Vergleiche in der Schule, Social Media, Leistungsdruck etc. Das bedeutet nicht, dass jemand „schuld“ ist, sondern dass bestimmte Dynamiken und Disharmonien in der Familie oder der Schule dazu beitragen können, dass ein Kind eine Essstörung entwickelt.

Bulimie entsteht oft auch dort, wo Emotionen nicht wirklich gelebt und authentisch ausgesprochen werden. Vielleicht ist nach aussen hin alles Perfekt: immer aufgeräumtes Zuhause, sehr gute Noten, gesunde Ernährung „Alles vegan und zuckerfrei“. Aber innen, im Herzen der Familie, brodelt es: vielleicht ständiger Streit zwischen den Eltern oder unausgesprochene Konflikte, die leise unter den Teppich gekehrt werden. Kinder spüren diese Spannungen!! Egal, ob ihr sie ansprecht oder nicht. Sie nehmen fast alles wahr, auch das, was nicht gesagt wird. Wenn Mama und Papa sagen, dass alles in Ordnung ist, aber ihre Energie etwas anderes verrät, spürt das Kind diese Unstimmigkeit und nimmt sie als Unsicherheit wahr.

Ein solcher Widerspruch verwirrt. Das Kind schliesst daraus: „Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin falsch. Das, was ich fühle, stimmt nicht mit dem überein, was meine Eltern sagen, und die haben ja recht und wissen was richtig ist.“ Und dann beginnt es, auf die scheinbar einzige Art zu kompensieren, die ihnen grad zur Verfügung steht: sich verändern und irgendetwas zu kontrollieren. Und das kann ganz häufig ihr Essverhalten sein. Das Kind glaubt, es müsse sich ändern, um endlich richtig zu sein – und so kann der Teufelskreis einer Essstörung beginnen.

Für Eltern, deren Kind an Bulimie leidet, ist das Wichtigste, ein ehrliches, authentisches und echtes Vorbild zu sein. Die Fassade der Perfektion hilft niemandem – weder dem Kind noch euch Eltern. Es geht darum, sich immer wieder selbst zu reflektieren und sich ehrlich zu fragen: Wo habe ich Erwartungen an mein Kind, die vielleicht zu hoch sind? Wo spiele ich ein Spiel und bin ich nicht wirklich ehrlich oder authentisch? Wo schiebe ich Dinge weg, die ich eigentlich anschauen müsste? Wo verstecke ich meine Gefühle, um nicht schwach zu erscheinen? Wo wird Wut oder Trauer weggedrückt?

Überlege, wo du dich selbst  in deinem eigenen Leben festhältst, klein hältst oder einschränkst. Vielleicht gibt es auch in deinem Verhalten Dinge, die du ändern könntest, um mehr Frieden, Ruhe, Leichtigkeit und Authentizität in die Familie zu bringen. Eines der wichtigsten Dinge, die du tun kannst, ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich dein Kind sicher fühlt, sich wohl fühlt, unabhängig von Leistung geliebt wird und über seine Gefühle  sprechen darf. 

Das zweite, enorm wichtige ist, dass du deinen Fokus weg von der Krankheit bringst. Vergiss nicht dein eigenes Leben zu leben!  Vergiss nicht, dass es auch noch ein Leben ausserhalb der Sucht gibt. Achte auf dich, erfülle deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Kümmere dich wieder um dich. Du wirst sehen. dass es nicht nur dir, sondern auch deinem Kind gut tun wird.

Zeige deinem Kind, dass du nicht nur seine Krankheit siehst, sondern es als ganzen, vollkommen Menschen. Es ist unfassbar hilfreich, dass dein Kind spürt, dass es bedingungslos geliebt wird. Fahrt gemeinsam weg und unternehmt Dinge, die es gerne macht. Sprecht gemeinsam über etwas komplett anderes und habt ganz viel Spass zusammen. Verbringt wertvolle Lebenszeit miteinander!

Bitte höre auf, dein Kind zu überwachen oder zu kontrollieren, da dies oft dazu führt, dass es sich noch weiter zurückzieht und noch tiefer in die Essstörung reinrutscht. Stattdessen solltest du deinem Kind das Gefühl geben, dass es sich öffnen kann, ohne verurteilt zu werden. Hör auf, das Essen deines Kindes zu kontrollieren oder zu kommentieren, was es isst. Sei nicht ständig in der Küche, um jede Kleinigkeit zu beobachten und zu kontrollieren. Vertraue darauf, dass dein Kind seinen eigenen Weg findet und weiss was es braucht – mit deiner Unterstützung, aber nicht mit deiner Überwachung.

Meine Angebote für Angehörige: Du bist nicht alleine!

Die Bulimie beherrscht nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen! Aus diesem Grund habe ich einen geführten Zoom-Call für Angehörige ins Leben gerufen. Das ist der Raum, in dem jeder mit seinen Fragen, Ängsten und Sorgen willkommen ist. Du erhältst wertvolle Tipps und Impulse zum Umgang mit Betroffenen, zur „richtigen“ Unterstützung und zum besseren Verständnis dieser schrecklichen und äusserst belastenden Krankheit. 

Im Call erkläre ich dir, welche scheinbar gut gemeinten Aussagen, Ratschläge oder Aktionen absolut kontraproduktiv für den Weg der Betroffenen sind und zeige dir auch auf, warum das so ist. Es ist ein Abend für dich, erfüllt mit Leichtigkeit, Lichtblicken und der Möglichkeit, durch neue Sichtweisen und mehr Klarheit eine grosse Entlastung in deinen Alltag einzuladen.

Ich hoffe ich konnte dir mit diesen Tipps & Erfahrungen weiterhelfen und wünsche dir damit ganz viel Freude beim Anwenden, Umsetzen und Integrieren in deinen bzw. euren Alltag!!

Von Herzen alles Liebe,


Hinweis: Die in diesem Artikel bereitgestellten Inhalte beruhen auf persönlichen Erfahrungswerten von mir und meinen Klientinnen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder abschliessende Vollständigkeit.


Kundenstimmen

Lilli, 12 Jahre Bulimie

Erzieherin und Gärtnerin

“Von Anfang an war ich begeistert von Andrea und dem Coaching, weil es so anders war als die ganzen Therapien. Ich fühle mich endlich verstanden.”

Herausforderung

War 12 Jahre gefangen in der Bulimie. Immer wiederkehrende Essanfälle in schwierigen Situationen und die Unwissenheit, woher das kommt.

Ziel

Ich habe gemerkt, dass ich nun etwas ändern muss und ich brauche dabei Hilfe mich und meinen Körper wieder zu spüren. Herauszufinden, woher das kommt.

Ergebnis

Nach kurzer Zeit fange ich bereits an, mehr über mich und meinen Körper zu verstehen. Mich wieder selbst zu lieben und zu verstehen.

DEIN WEG AUS

DER BULIMIE


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Tags

Angehörige, Bulimie, Essstörung, Hilfe für Eltern


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