Bulimie: Ein Kreislauf aus Macht und Ohnmacht, Lügen und Ausreden, Kontrolle und Kontrollverlust, Scham, Schuld und Angst

In der Bulimie schwingen Scham, Kontrolle, Macht und Ohnmacht, Lügen und Ausreden sowie Schuld und Angst fast ständig mit.  Was Betroffene erleben, ist so viel mehr als ein Kampf mit dem Essen und dem Körper – es ist ein tiefer innerer Konflikt, der die eigene Identität, den Selbstwert und das soziale Leben massiv  beeinträchtigt. Das Leben in der Bulimie fühlt sich im Lauf der Jahre oft wie eine Endlosschleife und einem Gemisch aus all diesen Gefühlen an.

Was viele nicht wissen: Kontrolle, Macht und Ohnmacht, Lügen und Ausreden, Scham, Schuld und Angst sind die stillen, unsichtbaren Begleiter, die unbewusst unser Verhalten steuern. Sie sind oft der Grund, warum der Kreislauf der Bulimie so oft über Jahre weiter aufrechterhalten wird und warum sich Betroffene so schwertun, Hilfe zu suchen, um endlich auszubrechen – sie fühlen sich gefangen in einem Netz aus belastenden Gedanken und meiste sehr intensiven, unkontrollierbaren, unangenehmen Gefühlen.

In diesem Artikel möchte ich mit dir einen vertieften Blick auf diese beherrschenden Emotionen werfen und aufzeigen, wie sie sich im Leben einer betroffenen Person festsetzen. Ich möchte dir dabei helfen, zu verstehen, warum sie so viel Macht haben und was Betroffene tun können, um endgültig aus diesem schmerzhaften Kreislauf auszubrechen. 

Du wirst erfahren, wie man mit all diesen beherrschenden Gefühlen auf eine liebevolle Weise umgehen kann, wie man sie verändern und loslassen kann, damit sie das Leben von Betroffenen immer weniger kontrollieren und einschränken

Es gibt auf jeden Fall einen Weg aus diesem Kreislauf – einen Weg, der dich zu mehr Selbstfürsorge, Selbstbestimmtheit und innerem Frieden führt. Es ist möglich, sich von diesen massiven Einschränkungen zu befreien und zu heilen. Lass uns gemeinsam einen Schritt in diese Richtung gehen. Du bist nicht allein ❤️.

Schön, dass du hier bist!

Ich wünsche dir von Herzen viel Freude und wertvolle Erkenntnisse beim Lesen und dass du, wenn du in der Bulimie gefangen bist, den einen oder anderen Impuls, den ich dir hier mit an die Hand gebe, gleich in deinem Alltag umsetzt und integrierst.


Scham in der Bulimie

Die versteckte Scham begleitet viele Betroffene komplett durch ihren Alltag. Dieses Gefühl entsteht meist durch die Zwänge und Handlungen selbst sowie durch das Wissen, etwas zu tun, das als „falsch“ oder „verwerflich“ oder „eklig” (von anderen oder einem selbst) wahrgenommen wird oder so bewertet werden könnte. 

Die Scham ist eine nahezu allgegenwärtige Emotion – beim Einkaufen, beim Essen oder eher Fressen, in der Arbeit, bei Veranstaltungen, bei Freunden, in der Familie sowie in den eigenen vier Wänden. Die Scham kann uns durch das, was rund um die Bulimie entsteht, lähmen, isolieren und verstärken, was ohnehin schon so enorm schmerzhaft, belastend und unangenehm ist.

Ich möchte dazu eine persönliche Erfahrung mit dir teilen:

Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben, als ich noch in der Bulimie gefangen war: 

Ich bin fast jeden Mittag in meiner Mittagspause von der Arbeit in ein bestimmtes Einkaufszentrum gefahren, habe da massenweise Essen eingekauft, schon da ein wenig mit Schuld, aber auch mit etwas Macht. Vor allem aber mit Scham und Angst besetzt, dass ich da irgendjemanden aus dem Büro treffen könnte, weil die vielleicht ihren Wocheneinkauf machen könnten über die Mittagspause und mich sehen mit den Bergen an Esswaren in meinem Einkaufswagen, obwohl ich ja Single war.

Der Gedanke, jemanden Bekannten zu treffen, war während dem Einkaufen allgegenwärtig und verbunden mit einer extrem grossen Angst, entdeckt zu werden. Wie hätte ich erklären sollen, warum so viel Essen in meinem Einkaufswagen liegt? 

Ich hatte natürlich immer passende Ausreden parat – Heute kaufe ich für die kranke Nachbarin mit fünf Kindern ein. Morgen organisiere ich ein Essen für meine besten Freude bei mir zu Hause. Am Wochenende bekomme ich Besuch und sorge schon vor dass der Kühlschrank gefüllt ist. Ich habe mich aber auch schon ganz schnell in einem anderen Gang versteckt, oder meinen Wagen stehen gelassen, wenn ich jemanden Bekannten entdeckt habe. Ganz tief in mir wusste ich, dass es nicht nur darum ging, was andere dachten. Es war meine eigene Scham, die mir so unfassbaren Stress bereitete. Ich wollte nicht und tat es doch. Immer und immer wieder.

Die nächste Station nach dem Einkauf war dann die Toilette, wo ich die Massen an Essen verschlang und gleich darauf wieder rauskotzte. Dieses Versteckspiel, das Gefühl, in jedem Moment ertappt zu werden, die Putzfrau, die an die Tür klopfte – all das trieb meinen Puls ständig in die Höhe. Es war eine Spirale aus Scham, Ekel, Macht, Kontrolle, Ohnmacht, Kontrollverlust und innerer Zerreissprobe, immer mit dem Gefühl, nicht anders zu können und von der Sucht und dem Zwang abhängig und getrieben zu sein.

Meine unterste Schublade im Korpus war immer randvoll mit Keksen, Chips, mit einfach allem, was unglaublich schnell und gut reinging und natürlich auch schnell und easy wieder rausging. “Gute Organisation und Planung” war das A und O. Diese unterste Schublade, die war tabu, da durfte niemand ran! Sie war mein Geheimnis, für das ich mich unglaublich schämte und nie so genau wusste, was ich sagen sollte, wenn sie entdeckt wurde.

In der Bulimie ist es so: Auch wenn es sich während einem Fressanfall wie die absolute Kontrolle und Macht über alles anfühlt, schwingt trotzdem immer eine unglaublich grosse Scham mit, zusammen mit dem Wissen, nicht aufhören zu können und es schon wieder zu tun, obwohl man es nicht mehr will. Und nicht nur das ist so unglaublich belastend, da ist ganz viel Ekel und Hass vor sich selbst, vor dem eigenen Verhalten, vor dem unaufhörlichen Missbrauch des eigenen Körpers.

Fragen, die du dir jetzt stellen kannst, mit einer Aufgabe dazu, um zu erkennen und zu verändern:

  • Wofür schäme ich mich am meisten? Ist es die Handlung selbst oder die Vorstellung, dass andere davon erfahren könnten?
  • Wie wäre mein Leben ohne Scham? Wie würde sich das anfühlen?
  • Kennst du Scham schon aus früheren Situationen und Ereignissen? Welche waren das und was hat es mit dir gemacht?
  • Wo kannst du ab heute einen wichtigen ersten Schritt machen in Richtung mehr Achtsamkeit und Selbstfürsorge für dich und deinen Körper? Kurze Momente ganz bewusst verändern, wo du dich bisher immer geschämt und klein gemacht hast? 

Warum empfinden wir Scham?

Scham entsteht oft aus einem Gefühl, den Erwartungen nicht zu entsprechen, zu wenig gut zu sein, nicht perfekt abzuliefern etc. Diese Erwartungen kommen meist von aussen – wie z. B. Gesellschaft, Familie, Medien, Umfeld – und auch von innen. Wir setzen uns oft selbst am meisten unter Druck, haben den Anspruch mehr als perfekt sein zu müssen, und wenn wir scheitern, fühlen wir uns minderwertig, nicht genug, eklig, nicht zugehörig, unpassend, wertlos und im Mangel.

Wichtig: Scham ist ein universelles Gefühl. Es gibt kaum jemanden, der sie nicht kennt, doch selten wird offen darüber gesprochen und überwiegend ist sie nicht so massiv einschränkend wie bei Menschen, die in einer Sucht gefangen sind. 

Bei Essstörungen entsteht sehr oft eine grosse Scham durch das, was täglich getan wird. Dadurch wird kaum darüber gesprochen, was wiederum den Heilungsweg massiv erschwert. Genau hier liegt der Schlüssel: Indem du beginnst, deine Gefühle zu hinterfragen und vielleicht sogar mit einer vertrauten Person oder in einer Community darüber sprichst und es teilst, kannst du den ersten Schritt aus der Isolation wagen. Damit fällt meist schon unendlich viel Last ab, nur durch das kommunizieren und sich nicht mehr allein fühlen.

Das Gegenmittel von Scham ist MITGEFÜHL und SELBSTFÜRSORGE. Fange heute damit an, dir mehr und mehr Mitgefühl und Selbstfürsorge zu schenken ❤️. Es wird dir unglaublich guttun!


Schuld in der Bulimie

Die Schuld ist in der Bulimie genauso präsent wie die Scham. Die Schuld kommt in den Momenten vor, während oder nach einem Anfall, und nistet sich in unserem Gewissen ein. Das Gefühl, für etwas „schuldig“ zu sein, beginnt aber oft schon lange vor der Entwicklung der Essstörung. Für viele Betroffene wird Schuld zu einem Grundton des Lebens – mal laut, mal leise, aber immer irgendwie spürbar.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie sich Schuld in meinem Leben angefühlt hat, lange bevor ich in die Bulimie gerutscht bin. Es war das unterschwellige Gefühl, nie genug zu sein, etwas falsch gemacht zu haben oder immer der Grund für Probleme von anderen zu sein. Wenn sich z. B. meine Eltern stritten, dachte ich immer, ich sei schuld daran, dachte, dass ich, für sie zu anstrengend, zu fordernd, zu laut, zu unpassend war. Dieses Gefühl zog sich wie ein roter Faden weiter durch meine Kindheit und Jugend. Es war, als wäre ich automatisch verantwortlich für alles, was bei anderen schieflief – sei es in der eigenen Familie, in der Schule oder im Freundeskreis. Das war jedoch meine eigene Interpretation von Ereignissen, die ich so erlebt und etwas anderes als es war, daraus gemacht habe! Weder meine Eltern noch sonst jemand hat mir je gesagt, dass ich schuld an der missratenen Situation war. Ich habe mir das selbst so zurechtgelegt.

In der Bulimie wurde dieses Schuldgefühl dann zu einem noch engeren Begleiter. Nach jedem Anfall fühlte ich mich elend, hab mich vor mir selbst geekelt, bin fast zusammengebrochen und fand mich und mein Verhalten so was von total abstossend. Ich dachte und urteilte über mich selbst: „Warum kannst du nicht einfach normal sein? Warum schaffst du es nicht rauszukommen?” “Warum musst du immer wieder versagen?“ “Du bist eh nichts wert.” “Ich schaff’ das eh nie.”

Diese innere Stimme war gnadenlos und frass mich von Innen auf… Ich fühlte mich schuldig für die Zeit, die ich verschwendete, für das Geld, das ich ausgab, und für die Lügen, die ich erzählte, um meine Essstörung, mein bestgehütetes Geheimnis, zu verbergen. Ich fühlte mich schuldig gegenüber meinen Freunden, gegenüber meiner Familie, die alle nichts ahnten, die ich am liebsten hatte und die ich trotzdem ständig belog. 

Bei vielen meiner Klientinnen erlebe ich dieses Phänomen der “automatischen Schuldübernahme” zum Beispiel auch da, wo Disharmonien auf dem Arbeitsplatz herrschen, wo ein Vorgesetzter mit einem Projekt unzufrieden ist. Dann haben Betroffene sehr oft das Gefühl, die Schuld zu tragen oder verbinden das gleich mit sich, dass irgendetwas nicht stimmt mit ihnen, sie etwas falsch gesagt haben oder nicht korrekt gemacht haben.

Bei vielen Menschen, die in einer Essstörung gefangen sind, war es schon als Kind oft so, dass es entweder ganz direkt (jedoch ungerechtfertigt!) kommuniziert wurde, dass sie an etwas Schuld sind oder dass sie dies wie in meinem Fall einfach gefühlt haben. Daraus entstehen dann oft solche Glaubenssätze wie z. B.: „Wenn ich nicht wäre, wäre es viel einfacher.” “Wenn ich nicht wäre, hätten sie keinen Streit.” “Wenn ich nicht wäre, müssten sie sich nicht so aufregen.” “Wenn ich nicht wäre, müssten sie sich keine Sorgen machen.” Und so weiter. Genau dieses unechte und nicht korrekte Gefühl zieht sich dann weiter und verstärkt sich über die Jahre und Jahrzehnte massiv, weil wir es uns immer und immer wieder selbst bestätigen.

Wie Schuld uns beeinflussen kann

Schuld ist mehr als nur ein unangenehmes Gefühl – sie beeinflusst sehr oft auch unser Handeln, unsere Gedanken und unsere Beziehungen stark:

  • Selbstbestrafung: Schuld führt oft dazu, dass wir uns selbst bestrafen. In der Bulimie zeigt sich das durch erneute Anfälle oder extreme Kontrolle, wie Fasten, exzessives Sporttreiben, Höchstleistungen erbringen uvm.

  • Soziale Isolation: Aus Angst vor Verurteilung ziehen wir uns zurück. Sprechen mit niemandem über die Bulimie. Wir glauben, wir hätten das Mitgefühl oder die Nähe anderer nicht verdient und sie können uns eh nicht verstehen.

  • Verstärkung des Teufelskreises: Schuldgefühle können dazu führen, dass wir erneut in die gewohnten Verhaltensmuster der Essstörung rutschen, weil wir glauben, anders nicht mit dem Schmerz, dem Druck und der Ohnmacht umgehen zu können und dadurch für einen kleinen Moment ein Gefühl von Macht und Kontrolle bekommen. Auch wenns nicht echt ist und uns nicht guttut, schenkt es uns kurzfristig Erleichterung und Entspannung.

Fragen, die du dir stellen kannst:

  • Woher kenne ich das Gefühl der Schuld in meinem Leben? War dieses Gefühl schon vor der Bulimie da, oder ist es erst mit ihr in mein Leben gekommen?

  • Bin ich wirklich für alles verantwortlich?

    Trage ich Schuldgefühle mit mir herum, die eigentlich gar nicht zu mir gehören? Übernehme ich für andere die Schuld, dass es einfach zu ertragen ist und die Themen schneller gelöst sind?
  • Wie würde ich mich fühlen, wenn ich einen grossen Teil der Schuld nicht mehr tragen muss?
    Kann ich mir vorstellen, dass ich trotz meiner Schuldgefühle ein wertvoller Mensch bin? Bin ich bereit, daran zu arbeiten und die Gefühle, die nicht meine sind, weniger werden zu lassen, um mich leichter, freier und selbstbestimmter zu fühlen? Erlaube ich mir die Schuld dahin zurückzugeben, wo sie hingehört, wenn es nicht meine ist?

Ein neuer Blick auf die Schuld

Es ist ganz wichtig zu erkennen, dass Schuld nicht immer berechtigt ist. Sie fühlt sich oft sooo real an, hat aber manchmal ganz wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Viele von uns tragen „übernommene“ Schuld mit sich herum – die Überzeugung, für das Unglück anderer verantwortlich zu sein, obwohl das nicht der Fall ist.

Ein erster Schritt zum Ablegen und Loslassen kann sein, die sich zeigende Schuld jedes Mal zu hinterfragen. 

Wem gehört sie wirklich? 

Wie würdest du dich fühlen, wenn du dir erlauben würdest, nicht perfekt zu sein und dich weder für dich noch für etwas, was du getan oder nicht getan hast, schuldig fühlen musst? 

Was wäre, wenn du dir in den Bereichen und Themen,  wo es dich tatsächlich selbst betrifft, mehr und mehr selbst vergibst, loslässt und veränderst? 

Schuld muss nicht ewig wie eine schwere Last an dir haften. Du bist mehr als deine Fehler oder deine Vergangenheit. Du verdienst es, dir selbst mit Güte, Achtsamkeit, Respekt und Verständnis zu begegnen ❤️.


Ängste in der Bulimie

Angst ist in der Bulimie allgegenwärtig. Sie bestimmt und beherrscht neben der Kontrolle beinahe unseren ganzen Alltag. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Damals, als ich in der Bulimie gefangen war, war die Angst praktisch immer da. I ganz verschiedenen Formen und Tiefen. Sie hat in Kombination mit der Kontrolle mein Verhalten, meine Gedanken und letztlich fast mein ganzes Leben bestimmt.

Die folgenden Ängste und viele weitere mehr schränken den Alltag, das Denken und Handeln von Menschen, die in der Bulimie gefangen sind, extrem stark ein:

Angst vor Gewichtszunahme

Die Angst zuzunehmen hat für viele Betroffene eine unglaubliche Kraft und war auch für mich eine der stärksten Abhängigkeiten in meinem bulimischen Verhalten. Bestimmt 20x am Tag stand ich auf die Waage. Die Zahl, die sich da zeigte, hat mein Leben bestimmt und mein Wohlbefinden kontrolliert. Jedes Gramm über dem von mir erlaubten “Maximalgewicht” auf der Waage hat sich bei mir sofort über meinen ganzen Wert als Mensch und oft noch weiter über das ganze Leben ausgebreitet. Versagen oder Glück waren damals tatsächlich absolut abhängig davon, welche Zahl die Waage angezeigt hat. Diese absolut unrealistische Angst davor, dick zu werden, so dick wie ein Nilpferd, die lag mir ständig im Nacken. Ein paar hundert Gramm “zu viel” haben damals bedeutet, dass ich mein ganzes Leben in Fragen gestellt habe. Mit ein paar hundert Gramm weniger jedoch war das Leben so schön und leicht und einfach grossartig! Wenigstens bis zum nächsten Mal auf der Waage, wo die Angst vor der angezeigten Zahl schon wieder zurück war.

Die Angst, entdeckt zu werden

Die Angst, dass jemand meine Essstörung entdecken könnte, hat mich so oft in die totale Isolation und oft auch fast in den Wahnsinn getrieben. Auf keinen Fall durfte jemand entdecken, was ich hinter verschlossenen (Toiletten-)Türen tue. Dieses von mir bestens gehütete Geheimnis – die Einkäufe in Massen, die stundenlangen Fressanfälle, das ständige Erbrechen danach oder dazwischen – all das fühlte sich für kurze Zeit unglaublich toll, aber vor allem fühlte es sich für mich so unendlich beschämend an. Das durfte niemand jemals erfahren!

Ich habe Einladungen zu unzähligen Feiern und Treffen mit Freunden abgelehnt oder kurzfristig abgesagt, weil ich Angst davor hatte, in Gesellschaft essen zu müssen. Vielleicht kennst du diese Gedanken auch: „Was, wenn sie merken, dass ich anders esse?” oder “Was, wenn sie bemerken, dass ich danach gleich auf die Toilette verschwinde, das mehrmals am Abend, zwischen jedem Gang?” oder “Was, wenn ich mich nicht kontrollieren kann und sie Fragen stellen?“ Dieser Druck macht es so unglaublich schwer, überhaupt noch entspannt mit anderen zusammen zu sein und Betroffene in einer Essstörung ziehen sich mehr und mehr vom Sozialleben zurück.

Die Angst vor Kontrollverlust

Das reine Gefühl dazu, die Kontrolle über mich, mein Leben, das Essen oder meinen Körper zu verlieren, war schlichtweg unerträglich. Während eines Essanfalls fühlte ich mich kurzzeitig wie High, wie in einem Rausch! Endlich konnte ich loslassen, reinstopfen, was und wie viel ich wollte und fühlte mich tatsächlich jeweils für ein paar Momente unglaublich gut, oft durchströmte mich sogar ganz kurz ein Gefühl von Macht. Dabei lief alles aus dem Ruder, ich hatte nichts unter Kontrolle! Das Einzige, was ich danach noch tun konnte, war, diesen „Fehler“ wieder gutzumachen – durch Kotzen, hungern oder exzessiven Sport. Das war keine Kontrolle, es war nur ein verzweifelter Versuch, den Schein weiterhin zu wahren und mir einzureden, dass ich alles im Griff habe.

Wenn ich heute ganz ehrlich zurückschaue, hatte ich massive Angst davor, was denn passieren würde, wenn ich wirklich aufhöre mit der Bulimie. Wer wäre ich ohne diese Rituale, ohne diese Abhängigkeiten? Diese Frage ist so schwer zu stellen, wenn man noch voll in der Essstörung gefangen ist - sie ist aber ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Heilung.

Die Angst davor Fehler zu machen und unperfekt zu sein

Ich war immer jemand, der dachte, dass Perfektion alles löst - sie hat mir auch unglaublich dabei geholfen beim Verstecken und Geheimhalten der Bulimie. Alles musste geplant, koordiniert und abgestimmt sein, damit niemand Verdacht schöpfen konnte. Ein perfekter Körper, ein perfektes Leben, ein perfekter Job – dann wäre doch alles einfach gut. Aber diese ständige Jagd nach Perfektion hat mich nur noch tiefer in die Angst getrieben. Angst, entdeckt zu werden. Der Gedanke, nicht genug zu sein, hat mich regelrecht verfolgt. Also musste ich mich noch mehr anstrengen, noch perfekter sein, noch bessere Arbeit abliefern. Vielleicht kennst du das auch, dieses Gefühl, dass du immer etwas beweisen musst, dass du nie versagen darfst? Damit alle im Glauben bleiben bei dir ist alles perfekt. Im Aussen vielleicht mit unglaublicher Anstrengung. Im Innen jedoch ist nichts davon vorhanden.

Möglichkeiten, wie du mit der Angst umgehen kannst

Angst verschwindet nicht einfach so und doch kannst du lernen, mit ihr umzugehen. Der erste Schritt auf diesem Weg ist - einmal  mehr - ganz ehrlich zu dir selbst zu sein. 

Was genau macht dir Angst? Was versteckt sich dahinter?

Schreib es auf. Frag dich dazu: Woher kommt diese Angst? Und was ist das Schlimmste, was tatsächlich passieren könnte? Ist diese Angst real oder habe ich sie aufgebaut, um irgendwo nicht hinzuschauen oder hin zu fühlen?

Ich weiss, wie überwältigend es sein kann, sich diesen Gefühlen zu stellen. Aber ich verspreche dir, dass es sich lohnt. Die Angst zu erkennen, ihr Raum zu geben und nach und nach ihre Macht über dich aufzulösen, ist ein wichtiger Teil auf dem Weg aus der Bulimie.

Es ist möglich, wieder richtig frei zu atmen, entspannt zu sein, Kontrolle loszulassen und mehr und mehr ohne die Ängste zu leben. Du musst diesen Weg übrigens nicht alleine gehen und du bist auch nicht alleine auf diesem Weg. Ich nehme dich von Herzen gerne an die Hand und zeige dir die notwendigen Schritte und den Weg, den schon hunderte von Frauen gegangen sind, um endlich aus der Bulimie auszusteigen. Buche dir als ersten mutigen Schritt dein einmalig kostenloses Freiheitsgespräch mit mir und meinem grossartigen Expertenteam!

Ja, ich möchte gern meinen Termin buchen  ❤️


So kannst du entspannter mit diesen Gefühlen umgehen

Du kannst lernen, mit all diesen Gefühlen umzugehen, Schritt für Schritt. Ich möchte dir hier ein paar  wertvolle Tipps mitgeben, die mir auf meinem eigenen Weg auf der Reise aus der Bulimie geholfen haben. Vielleicht sind es auch wertvolle Anker für dich. Nimm einfach das, was sich für dich leicht und stimmig anfühlt und probiers gleich aus. Stetiges Training ist das, was dich weiterbringt auf deinem Weg in ein freies und selbstbestimmtes Leben.

Umgang mit Scham

  • Sprich deine Scham aus: Es klingt beängstigend, aber das Aussprechen ist der erste Schritt, sie zu überwinden. Das kannst du mit einer Person deines Vertrauens tun – vielleicht mit einer Freundin, einem Familienmitglied oder bei mir und meinem Team im kostenlosen Freiheitsgespräch. Oft erzählen uns Frauen in diesem Gespräch, dass wir die ersten sind, mit denen sie so offen und ehrlich über die Bulimie und Essstörung sprechen und es schon so viel leichter geworden ist nur dadurch, dass sie sich mit jemandem austauschen konnten. Du kannst es auch erst einmal einfach für dich selbst aufschreiben. Das hilft dir total, Klarheit zu schaffen.

  • Erinnere dich daran, dass du nicht alleine bist: Viele Betroffene fühlen sich genauso wie du. Der Austausch mit anderen, die ähnliches erleben, kann ein unglaublich befreiendes Gefühl sein. Komm gerne in unsere Community - ein geschützter, achtsamer und motivierender Raum, um gemeinsam mit weiteren Betroffenen den Weg aus der Bulimie zu gehen.

  • Stärke dein Mitgefühl und Selbstfürsorge mit und zu dir selbst: Scham lebt von harten, kalten, abwertenden Gedanken und Taten über uns selbst. Frag dich: Würdest du so mit einer Freundin sprechen, würdest du sie so behandeln wie du dich, wenn sie an deiner Stelle stehen würde? Ich gehe davon aus, dass du das kaum so in der Härte und Achtlosigkeit tun würdest mit ihr, wie du es mit dir tust! Darum gilt ab heute ganz neu für dich: sei dir selbst deine beste Freundin und sei achtsam, liebevoll und umsorgend mit dir und deinem Körper ❤️.

Umgang mit Schuld

  • Reflektiere die Ursache: Frag dich: „Bin ich wirklich schuld?“ “Habe ich etwas dazu beigetragen, dass es so ist?” In vielen Situationen, in denen wir uns schuldig fühlen oder schuldig hingestellt wurden, stellen wir fest, dass die Antwort in Wahrheit nein ist. Viele von uns haben sich schon als Kinder die Schuld für Dinge gegeben, die gar nicht in unserer Verantwortung lagen, auf die wir keinen Einfluss hatten und mit denen wir gar nichts zu tun hatten.

  • Schreib dir selbst einen Vergebungs- und Dankesbrief: Schreib alles auf, was du dir selbst vorwirfst, und dann formuliere bewusst eine Vergebung an dich selbst. Es mag sich erstmal sehr seltsam anfühlen, aber damit kannst du ganz viel Altes, was gar nie zu dir gehört hat, loslassen.

  • Erinnere dich: Du bist so viel mehr als deine Fehler! Ja, du hast vielleicht Dinge getan, die dir jetzt Leid tun, die du zu jeden Zeitpunkt nicht anders konntest oder nicht besser wusstest – aber diese definieren nicht, wer du bist. Fehler gehören zum Menschsein dazu. Sie helfen uns, uns weiter zu entwickeln. Wichtig dabei ist es, dass du die Sichtweise änderst und bereit bist daraus etwas zu lernen und immer weiter nach vorn zu schauen.

Umgang mit Angst

  • Mach dir deine Ängste bewusst: Nimm dir einen Moment Zeit, um erstmal in Ruhe hinzuschauen. Was genau macht dir Angst? Was versteckt sich noch dahinter? Schreib alles auf, was sich zeigt. Manchmal verliert die Angst schon an Kraft, wenn wir sie einfach mal klar benennen und geschrieben vor uns sehen können.

  • Atme bewusst: Klingt einfach, ist aber unglaublich effektiv und manchmal auch gar nicht so einfach. Wenn die Angst dich überrollt, halte kurz inne, schliesse deine Augen und atme dreimal ganz tief durch die Nase ein und langsam und tief durch den Mund aus. Konzentriere dich nur auf deinen Atem, auf die Langsamkeit, auf das Gefühl des nach Innen gehen. Das hilft, den Körper zu beruhigen, dich mit dir zu verbinden und wieder ins Hier und Jetzt zu kommen.

  • Such dir professionelle Unterstützung: Tief sitzende Ängste sind schwer allein zu bewältigen. Eine Therapeutin oder ein Therapeut kann dir dabei helfen, die Ursachen deiner Ängste zu erkennen, sie zu verstehen und neue Wege zu finden, mit ihnen umzugehen bzw. sie mehr und mehr loszulassen und ganz aufzulösen.

Fazit: Der Weg aus der Bulimie und endlich frei sein ❤️!

Hast du dich in diesem Artikel an gewissen Stellen wiedererkannt? 

Vor 30 Jahren war ich übrigens genau dort, wo du vielleicht heute stehst. Gefangen in Scham, Schuld, Kontrolle, Macht und Ohnmacht und ganz viel Angst – beherrscht und eingeschränkt durch die Bulimie und absolut ohne Plan für einen möglichen Ausstieg!

Weisst du was? Der Ausstieg ist immer möglich, auch für dich! Egal, wie lange du schon in der Bulimie gefangen bist. Es ist möglich. Auch ich habe es nach fast 20 Jahren in diesem elenden Gefängnis geschafft, endlich richtig freizuwerden und geniesse seitdem ein wirklich glückliches, selbstbestimmtes, erfülltes und genussvolles Leben zusammen mit meinen drei Töchtern und meiner kleinen Hundefamilie in der Schweiz. 

Ich habe in den letzten Jahren bereits viele hundert Frauen auf ihrem Weg aus der Bulimie begleitet. Wenn auch du dir Unterstützung wünschst, buche dir hier einen Termin für das einmalig kostenlose Freiheitsgespräch

Im Freiheitsgespräch werden mein Expertenteam und ich mit dir gemeinsam hinschauen wo du aktuell stehst, wir hören dir zu, wir verstehen und planen zusammen deine ersten konkreten Schritte auf deinem Weg aus der Bulimie. Wir helfen dir dabei, den Teufelskreis endgültig zu durchbrechen. Damit du dein Leben, deinen Körper und das Essen bald wieder richtig frei, selbstbestimmt und glücklich geniessen kannst. 

Es ist nie zu spät, dir ein neues Leben, einen Neuanfang zu schenken! Jeden weiteren Tag verbringst du im Gefängnis, die Bulimie hat weiterhin die Macht über dich, kontrolliert und beherrscht nach wie vor beinahe dein ganzes Leben. Das muss nicht sein. Du hast es verdient frei zu sein ❤️!


Ich freue mich total darauf, dich bald persönlich kennenzulernen und dich ein Stück auf deinem Weg in die Freiheit an die Hand zu nehmen.

Von Herzen alles Liebe,


Hinweis: Die in diesem Artikel bereitgestellten Inhalte beruhen auf persönlichen Erfahrungswerten von mir und meinen Klientinnen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder abschliessende Vollständigkeit. Alle Aussagen und Informationen sollen der Prävention und Aufklärung dienen und NICHT zum Nachahmen oder als Start in die Essstörung verstanden werden! 

Kundenstimmen

Lilli, 12 Jahre Bulimie

Erzieherin und Gärtnerin

“Von Anfang an war ich begeistert von Andrea und dem Coaching, weil es so anders war als die ganzen Therapien. Ich fühle mich endlich verstanden.”

Herausforderung

War 12 Jahre gefangen in der Bulimie. Immer wiederkehrende Essanfälle in schwierigen Situationen und die Unwissenheit, woher das kommt.

Ziel

Ich habe gemerkt, dass ich nun etwas ändern muss und ich brauche dabei Hilfe mich und meinen Körper wieder zu spüren. Herauszufinden, woher das kommt.

Ergebnis

Nach kurzer Zeit fange ich bereits an, mehr über mich und meinen Körper zu verstehen. Mich wieder selbst zu lieben und zu verstehen.

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DER BULIMIE


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